In einem bewegenden Zeichen der Partnerschaft haben sich Vertretende der Stadt Overath und ihrer französischen Partnerstadt Pérenchies zu gleich zwei Gedenkveranstaltungen getroffen. Die Städte wechseln sich dabei jedes Jahr ab: Mal reist die Delegation aus Overath zum Tag des Waffenstillstands nach Pérenchies, im darauffolgenden Jahr kommt die Delegation aus Pérenchies zum Volkstrauertag nach Overath. Die Feiern standen unter dem Leitmotiv von Frieden, Erinnerung und Versöhnung – und unterstreichen die langjährige deutsch-französische Freundschaft.
Gedenken in Pérenchies: Tag des Waffenstillstandes, 11. November
Am 11. November, in Frankreich als „Jour de l’Armistice“ ein gesetzlicher Feiertag, gedachten Stadtvertretende aus Overath gemeinsam mit der Bevölkerung von Pérenchies dem Ende des Ersten Weltkriegs. Dieser Gedenktag erinnert daran, dass um 11.00 Uhr am 11. November 1918 der Waffenstillstand von Compiègne in Kraft trat und damit die Kampfhandlungen an der Westfront beendet wurden.
Bei der Zeremonie in Pérenchies hielt Bürgermeister Michael Eyer für die deutsche Delegation eine eindrucksvolle Rede: Er betonte, wie tief das Leiden der Stadt Pérenchies im Ersten Weltkrieg im kollektiven Bewusstsein verankert ist – eine Zerstörung, die fast bis auf die Grundmauern reichte. Er würdigte die über 50 Jahre alte Partnerschaft zwischen Overath und Pérenchies als lebendiges Symbol europäischer Versöhnung.

Michael Eyer verwies dabei auch auf die historische Bedeutung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags, der nach dem Krieg die sogenannte „Erbfeindschaft“ überwunden hat. Er verband das Vermächtnis vergangenen Leids mit der aktuellen Verantwortung: Gerade in Zeiten globaler Krisen – etwa angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine – sei die enge Verbindung zwischen Overath und Pérenchies ein wichtiges Symbol dafür, wie Frieden und Solidarität gelebt werden können.
Er sprach weiter seinen Dank an die französischen Gastgeber aus – insbesondere an Bürgermeister Karim Louzani, den stellvertretenden Bürgermeister Daniel Balloy, Ehrenbürgermeisterin Danièle Lekien sowie andere Mitglieder des Stadtrats von Pérenchies.
Gedenken in Overath: Volkstrauertag, 16. November
Nur wenige Tage später, am 16. November 2025, fand in Overath der deutsche Volkstrauertag statt – ein Tag des Innehaltens und der Mahnung. Der Volkstrauertag wird traditionell am vorletzten Sonntag vor dem ersten Advent begangen. Er hat seinen Ursprung im Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs (erstmals 1922 begangen) und dient heute als nationaler Trauertag für die Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft.
In seiner Ansprache unterstrich Bürgermeister Michael Eyer, dass das Gedenken nicht nur historisch, sondern auch aktuell von Bedeutung sei: „Wir gedenken nicht nur der Vergangenheit, wir tragen auch Verantwortung für die Zukunft“, sagte er. In Anspielung auf gegenwärtige Konflikte wie den Krieg in der Ukraine betonte er, wie fragil Frieden sein kann und wie notwendig aktives Engagement, Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein sind.

Michael Eyer verband in seiner Rede auch das Gedenken mit der deutsch-französischen Partnerschaft: Er hob hervor, dass die jährlichen Gedenkfeiern – abwechselnd in Pérenchies und in Overath – ein besonders starkes Zeichen seien, wie Versöhnung und Freundschaft über Generationen und Grenzen hinweg gelebt werden.
Er appellierte eindringlich: „Nationalismus, Fanatismus und Intoleranz dürfen nie wieder die Oberhand gewinnen.“ Frieden könne nur bestehen, wenn wir ihn gemeinsam schützen und gestalten.
Bedeutung beider Gedenktage und ihre Verbindung
Die beiden Veranstaltungen zeigen klar die Unterschiede zwischen den Gedenktagen – und zugleich ihre gemeinsame Botschaft:
- Der 11. November in Frankreich ist ein gesetzlicher Feiertag, der sich historisch direkt auf den Waffenstillstand von 1918 bezieht.
- Der deutsche Volkstrauertag dagegen hat kein festes Kalenderdatum, sondern wird nach liturgischem Jahreskreis festgelegt.
- Inhaltlich: Beim Jour de l’Armistice liegt der Fokus vor allem auf dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Gedenken an die Gefallenen dieses Konflikts. Beim Volkstrauertag hingegen richtet sich der Blick weiter: auf alle Opfer von Krieg, Gewalt und Gewaltherrschaft aller Zeiten.
Trotz dieser Unterschiede schaffen die regelmäßigen gemeinsamen Gedenkfeiern – organisiert durch die Partnerschaft von Overath und Pérenchies – ein starkes Symbol der deutsch-französischen Freundschaft. Die Reden von Bürgermeister Michael Eyer bei beiden Gelegenheiten veranschaulichen diesen Gedanken eindrucksvoll: Vergangenheit, Lehre und Verantwortung für zukünftige Generationen gehen Hand in Hand.
Ausblick
Overath freut sich darauf, im kommenden Jahr wieder Gäste aus Pérenchies begrüßen zu dürfen, wenn die französische Delegation zum Volkstrauertag nach Deutschland kommt. Diese Tradition des wechselseitigen Gedenkens bleibt ein Eckpfeiler der Städtepartnerschaft und ein lebendiges Zeichen für Frieden und Versöhnung.
Michael Eyer
Bürgermeister
